Page 18 - DerPeutinger11-2015
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KONRAD PEUTINGERJakobsmuscheln und TopfhelmDer Maler Hans Burgkmair gestaltete Konrad Peutingers WappenDargestellt ist Peutingers Wappen mit den drei Ja- kobsmuscheln, die an die Pilgerfahrt eines seiner Vorfahren nach Santiago de Compostela erinnern. Die Beischrift nennt den Namen des Eigners „Kon- rad Peutinger, Doktor beider Rechte, etc.“, das Da- tum „1516“ sowie das Motto „Moderantur ipsa et fata leges ac regunt“ („Die Gesetze lenken selbst das Schicksal und leiten es“). Dabei handelt es sich um ein Zitat aus der Tragödie Hecuba des griechischen Dramatikers Euripides in der lateinischen Überset- zung des Erasmus von Rotterdam. Das Motto preist, für Peutinger als Juristen durchaus passend, die Ge- setze als höchste Instanz, der selbst das Schicksal unterworfen ist. Bemerkenswert ist, dass Peutinger sich für einen Wahlspruch ohne jeden Bezug zum christlichen Glauben entschied.Peutinger klebte das Exlibris nur sporadisch in seine Bücher ein, sodass es in weniger als fünf Prozent des erhaltenen Bestands zu finden ist. Vorzugsweise begegnet es in besonders kostbaren oder besonders wichtigen Werken, stets auf die gleiche Weise sorg- fältig koloriert.In der ursprünglichen Version befindet sich über dem Wappenschild ein Topfhelm, wie er ab Mitte des 14. Jahrhunderts aufkam. Als Peutinger vier Wochen vor seinem Tod am 28. Dezember 1547 von Kaiser Karl V. in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, war damit eine Besserung des Wappens verbunden, indem der Topfhelm durch einen bekrönten Span- genhelm ersetzt wurde. Deshalb ließen die Söhne Peutingers auch den noch vorhandenen Holzstock für das Exlibris entsprechend abändern. In Bücher eingeklebt wurde diese geänderte Fassung jedochDie drei Jakobsmuscheln auf dem Schild unter dem Topfhelm deuten auf eine Pilgerreise eines Peutin- ger-Vorfahren hin. Nach der Erhebung in den Adelsstand verwandelte sich der Helm in einen bekrönten Span- genhelm (kl. Bild links). Ein sogenanntes Allianzwappen (kl. Bild rechts) vereint die drei Peutinger-Muscheln mit der Welser-Lilie.Helmut ZähAls der 50jährige Peutinger 1515 ein eigenes Haus erwarb und in das bis heute stehende Gebäude in unmittelba- rer Nähe des Augsburger Doms einzog, bedingte dies auch, seine damals bereits respektable Bibliothek neu zu ordnen und wohl erstmalig einen Katalog zu er- stellen. Zugleich gab er ein Buchzeichen, ein sogenanntes Exlibris, in Auftrag, das nach einem Entwurf des mit ihm be- freundeten Malers Hans Burgkmair d. Ä. als Holzschnitt ausgeführt wurde.nicht mehr, weshalb davon nur unkolorierte Probe- drucke existieren.Neben der verwendeten Darstellung mit dem alleini- gen Wappen Peutingers hatte Hans Burgkmair 1516 noch einen Alternativentwurf mit dem Allianzwap- pen Peutingers und seiner Frau Margarete Welser und einem anderen Wahlspruch geliefert. Die Her- kunft dieses Mottos „Loci temporumque ordo“ („Ord- nung des Orts und der Zeiten“), das ebenfalls auf die Gesetze als oberste Instanz abhebt, ist noch nicht ge- klärt. Da dieser Entwurf nicht zur Ausführung kam, sind auch davon nur Probedrucke überliefert. Doch auch bei diesem Holzstock ließen die Söhne den Topf- helm durch den Spangenhelm ersetzen und etliche Probedrucke abziehen. 18 Der Peutinger 11 / 2015Bilder: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

