Page 13 - DerPeutinger11-2015
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KONRAD PEUTINGER„Selten und erstaunlich“Peutingers Ehefrau Margarete Welser verblüffte die GelehrtenMartha SchadMit 33 Jahren heiratete Konrad Peu- tinger 1498 die sechzehn Jahre jüngere Welser-Tochter Margarete. IhrEhebündnis bestand 49 Jahre bis zum Tod von Konrad Peutinger. Es waren zwei außergewöhnliche Menschen, die sich zum Bund fürs Leben zusammenge- funden hatten, ihre Partnerschaft wurde zum Leitbild einer Humanistenehe.Margarete entstammte der altpatrizischen Familie Welser. Ihr Vater Anton war der reiche Handels- herr und ihre Mutter Katharina Vöhlin stammte aus Memmingen. Margaretes Bruder war Bartho- lomäus V. Welser, Kolonialherr in Venezuela. Der elternlos aufgewachsene Kaufmannssohn Konrad Peutinger stieg durch seine Heirat mit Margarete Welser in den Stand der „Mehrer der Gesellschaft“ auf. Peutinger, Jurist, Stadtschreiber, kaiserlicher Rat und Humanist, rühmte seine Braut Johannes Reuchlin gegenüber als „...züchtig, maßvoll, schön, ehrbar und ziemlich vertraut mit der lateinischen Literatur“.Aus einem Brief Peutingers an Erasmus von Rot- terdam geht hervor, dass Margarete Peutinger eine Evangelienübersetzung aus der spätantiken Vulga- ta ins Deutsche mit der damals erschienenen neu- en lateinischen Übersetzung des Erasmus kritisch verglich. 1512 sandte Peutinger den Entwurf eines Werkes seiner Frau mit dem Titel „Etistola Marga- rite Velseriae“ an den Theologen und Philologen Michael Hummelberg. Dieser bestätigte, dass eine lateinisch schreibende Frau im Schwabenland un- gewöhnlich sei: „Nichts, bei Herkules, ist seltener und erstaunlicher, als dass eine Frau, die geboren ist zum Stricken, Wollespinnen, zur Arbeit mit der Spindel und zur Kunst des Webens, es versucht, sich mit Männern, sogar mit sehr gelehrten, mit eruditio (gelehrter Bildung) und facundia (Redefer- tigkeit) im offenen Kampf zu messen.“1543 porträtierte der Augsburger Maler Christoph Amberger Konrad Peutinger und seine Frau. Die damals 62jährige Margarete Welser zeigte Amberger züchtig mit Haube und Gebetsbuch.Bei aller gelehrten Tätigkeit brachte Margarete zehn Kinder zur Welt. Die älteste Tochter Juliana hatte es schon mit vier Jahren in Latein so weit gebracht, dass sie den in Augsburg einziehenden Kaiser Maximilian I. mit einer lateinischen Dekla- mation begrüßen durfte. Die jüngere Constanze, die 1518 beim Augsburger Reichstag den Lorbeer für Ulrich von Hutten zum Dichterkranz wand, schrieb ihrem Vater 1521 nach Worms eine lustige lateinische Epistel.Im Jahr 1543 ließen die Peutinger-Kinder ihre Eltern von dem Augsburger Maler Christoph Am- berger porträtieren. Margarete war damals 62, ihr Mann 78 Jahre alt. Das durch die altdeutsche Haube eng gerahmte Antlitz der Margarete ist be- sonders eindrucksvoll. Der Psalm 39.6 über ihrem Porträt lautet: „Siehe, meine Tage sind eine Hand- breit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben.“ Das Gemälde hängt in der Altdeut- schen Galerie in der ehemaligen Katharinen-Kir- che in Augsburg. Margarete Peutinger starb am 5. September 1548, ein Jahr nach ihrem Ehemann. Dr. Martha Schad promo- vierte an der Universität Augsburg mit dem Thema „Die Frauen des Hauses Fugger von der Lilie“. Die Historikerin hat zahlreiche Bestseller über bedeutende Frauen in der Geschichte geschrieben, die in zwölf Sprachen übersetzt und teils verfilmt wurden.Der Peutinger 11 / 2015 13Bild: hdbg

