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KONRAD PEUTINGERDie Augsburger Han- delshäuser der Fug- ger und Welser waren im 16. Jahrhundertin Europa die unan- gefochtene Nummer Eins. Während die Fugger-Bank noch heute besteht, wur- den die Welser 1614 zahlungsunfähig. Spa- nien, Frankreich und die Niederlande als ihre größten Schuld- ner hatten die einst mächtige Handelsge- sellschaft in den Ruin getrieben.Moderne Zeit in historischen Mauern: Die heutige Zentrale der Fugger-Bank in der Augsburger Maximilianstraße.In der damaligen Zeit gab es einige Dutzend Kauf- leute in Augsburg, die nach heutigen Kriterien Bankgeschäfte tätigten, wobei die Kreditgewäh- rung im Vordergrund stand. Unter ihnen waren die Welser das ältere und lange Zeit einflussreichere Geschlecht. Der in der zweiten Hälfte des 15. Jahr- hunderts mit dem lukrativen Handel mit Barchent und Baumwolle reich gewordene Bartholomäus Welser wurde zum eigentlichen Stammvater des Handelshauses Welser. Seine Nachfolger vermehr- ten ihren Reichtum durch den lukrativen Handel mit Gewürzen. Mit dem ökonomischen Erfolg voll- zog sich auch der politische Aufstieg der Welser. Sie saßen zeitweise in wichtigen Ämtern und lenk- ten die Geschicke der Stadt Augsburg. In diese Fa- milie konnte auch Konrad Peutinger einheiraten.Zwischen den eingesessenen Welsern und dem aufstrebenden Fugger entspann sich ein harter Kon- kurrenzkampf. Vor allem umden Handel mit Textilien und Metallen wurde gerungen. Doch als global agierende Gesellschaften waren Fug-ger und Welser wieder auf einander angewiesen. Gerade im aufkommenden Kredit- und Bankgeschäft bot sich eine Zu- sammenarbeit förmlich an.Hier spielte Kaiser Maximilian eine ent- scheidende Rolle. Jakob Fugger verband eine enge Beziehung zu dem Habsburger, der oft in Augsburg weilte und der auch gerne und reich- lich Jakobs Geld in Anspruch nahm. Der in halb Europa engagierte Herrscher hatte ständig Kre- ditbedarf. Zwischen 1487 und 1494 gab Fugger mehr als 620.000 Gulden. Zur gleichen Zeit betrug sein Vermögen nach den Steuerbüchern der Stadt Augsburg lediglich 15.552 Gulden. Diese gewalti- gen Kreditgeschäfte waren nur über verzinsliche Einlagen zu bewältigen. Hier halfen insbesondere die reichen Kirchenfürsten, die ihr Vermögen vor der Kurie verbergen wollten. Der wohl finanzkräf- tigste Geldgeber war der Fürstbischof von Brixen. Seine Einlagen überstiegen zeitweise das gesamte Fugger-Vermögen. Für die gewährten Kredite er- hielten die Fugger neben Ländereien Zugang zum lukrativen Bergbau. Jakob Fugger erarbeitete sichHarald Fuchs ist Persönlich haftender Gesellschafter und Mitglied des Vorstands der Fürst Fugger Privatbank Kommanditgesellschaft. Er studierte Wirtschaftswis- senschaften und begann nach dem Studium bei der Bayerischen Vereinsbank. 1990 wechselte Fuchs zur Fugger-Bank und stieg 2008 in den Vorstand auf.Der Aufstieg von Kaiser Maximilian I. (hier das Gemälde von Albrecht Dürer) wurde von Jakob Fugger finanziert.in wenigen Jahren eine Monopolstellung auf dem europäischen Kupfermarkt. Die hier erwirtschafte- ten Gewinne wurden zu einem großen Teil thesau- riert und stärkten so das Eigenkapital.Trotz der Konkurrenz italienischer Bankiersfamili- en machten die Fugger sogar mit den Päpsten gute Geschäfte. Durch ihr weitreichendes Handelsnetz waren sie den Italienern überlegen. Das Augsbur- ger Bankhaus wurde daher mit der Abwicklung des Ablasshandels nördlich der Alpen beauftragt. Im ganzen Land wurde der Ablass eingesammelt und in den nahegelegenen Fuggerschen Faktorei- en einbezahlt. Die dort ausgestellten Kreditbriefe konnten in Rom eingelöst werden. Darin kann man den Beginn des bargeldlosen Zahlungsverkehrs se- hen. Um 1509 betrieben die Fugger auch zeitweisedie päpstliche Münze, die zecca in Rom.1519 starb Kaiser Maximilian. Der Kampf um seine Nachfolge ent- brannte in voller Härte. Nun kam es zur ersten gemeinsamen Trans- aktion von Fuggern und Welsern: Sie finanzierten die Kaiserwahl Karls V. Nach den Aufzeichnun- gen von Matthäus Schwarz, dem Hauptbuchhalter von Jakob Fug- ger, kostete die Krone 851.918 Gul- den. 543.585 kamen aus dem Hause Fugger, 143.000 von den Welsern, den Rest steuerten italienische Bankhäuser bei. Mit der Masse des Geldes wurden die wahlberechtig- ten Kurfürsten wohlwollend gestimmt. Dies bildete den Auftakt zu einer Reihe weiterer Darlehensge- schäfte mit den Habsburgern. Fugger und Welser gewährten in der Zeit zwischen 1522 und 1532 ge- meinsam 14 Kredite. Zur Besicherung dienten die Kroneinkünfte Spaniens. In dieser Zeit gewährten sich auch Bartholomäus Welser und Jakob Fuggers Nachfolger Anton Fugger gegenseitig Einlagen und Darlehen. Gemeinsame Interessen wurden in großer Einmütigkeit verfolgt. Beide Häuser be- teiligten sich an der Erschließung neuer Seewege nach Indien und Amerika. Bei den später immer riskanter werdenden Geschäften zeigten sich die Fugger allerdings deutlich flexibler und zogen sich rechtzeitig aus Übersee zurück. Die Welser machten enorme Verluste, was 1614 schließlichzum Konkurs der Welser führte. 26 Der Peutinger 11 / 2015


































































































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